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Bericht 4. Symposium Seite 2    

Und dann der Höhepunkt! Am Samstag fand um 19 Uhr im Saal des Hotels Thüringen das öffentliche Konzert der Teilnehmer statt. Anwesend waren über hundert Zuhörer, die allesamt zweieinhalb Stunden ohne Pause begeistert aushielten. Begrüßt wurden die Anwesenden vom Bürgermeister der Stadt Suhl, den Repräsentanten des Waffenmuseums, von Frau Sprenger vom Thüringischen Kultusministerium und von Prof. Dr. Michel, dem Leiter des Studiengangs Musikinstrumentenbau der Fachhochschule Markneukirchen. Es folgte ein buntes Konzert mit verschiedenen Gruppen, Solisten und Instrumenten. Die Waldzitherkinder von Kerstin Mucha begannen. U. a. spielten sie das Bach‘sche Choralvorspiel zu ‚Jesus bleibet meine Freude“. Das Duo Feinendegen/Schmidt (nennt sich neuerdings „Los Cisteros“) trat auf, die „Waldolinos“ aus Norddeutschland, Jean Pierre van den Boom, Midlifecrisis (Dr. Uli Otto), das Duo Janna, die Thüringer Spielleut‘ und zahlreiche Einzelspieler. Es klang wieder nach Mittelalter­Markt, plattdeutsch, irisch - aber auch historisch. Moderation: Carl-Matthias Scheel. Die Komponistin und Sängerin Martina Rosenberger trug zwei ihrer besinnlichen Lieder vor. Wolfgang Meyer (Barocklaute) und ich selbst spielten zusammen zwei Sätze aus der Suite für Cistern in A von Giovanni Battista Marella (um 1760).

Der Sonntag begann wieder mit Anleitungen in Gruppen und mit Themen wie am Vortag. Ich habe mich Ludmillus, dem Barden (C.- M. Scheel) angeschlossen. Es ging wieder um Anschlagstechniken.

Als wir den La-Habanera- und den Sirtaki-Schlag konnten, brach Spielleidenschaft auf der „German Bouzouki“ aus. Der Sonntag brachte das Ende des Spielertreffens gegen Mittag mit dem Vortrag von Prof. Dr. Michel über „Die Tabulatur des Elias Walter — das Cister­spiel im 17. Jahrhundert in Thüringen“. Es handelte sich um eine Art Gästebuch, das Elias Wagner "Stammbuch“ nannte. Darin sind außer den Widmungen seiner Freunde und Gäste auch noch 50 Tabulaturen zu seinem persönlichen Gebrauch enthalten. Dies zeigt, so Prof. Michel, dass die Zister in Thüringen sehr wohl schon früh heimisch war; ob es aber eine ununterbrochene Tradition gegeben hat, wissen wir nicht genau.

Dem Vortrag folgte eine ausgesprochen aufschlussreiche Diskussion. Dabei stellte sich heraus, dass viele Anregungen, ja sogar Dissertationen, zur Erforschung der Geschichte der Zister dem Fundus von Wolfgang Meyer zu verdanken sind. Die Diskussion erstreckte sich auf Fragen wie: Soll der Name des Instruments „Waldzither“ bleiben oder soll es in Zukunft „Halszither“ heißen (wie in der Schweiz), im Unterschied zur alpenländischen Kastenzither? Sollen wir das Instrument mit „C“ oder mit „Z“ schreiben? Soll Suhl das Zentrum der Spielertreffen bleiben? Das Instrument und seine Spieler sind schließlich in ganz Deutschland verbreitet. Im Jahre 2016, dem Lutherjahr, werden voraussichtlich die Städte Wittenberg oder Eisenach die Zister für sich beanspruchen, weil Luther sie angeblich spielen konnte. Wo kann man die portugiesische Fächermechanik kostengünstig produzieren lassen? Einige Spieler finden sie praktischer als die Wirbelmechanik vieler Waldzithern. Tobias Kaul bietet Fächer aus einem kleinen Vorrat an. Soll das nächste Spielertreffen „Zisterfestival“ heißen?
Mein persönliches Fazit: Die Zister ist nach langem Dornröschenschlaf in unserer modernen Klangwelt aufgewacht. Sie ist in der Lage, unterhaltende Musik und ernste Musik miteinander zu verbinden.

Jürgen Schloeßer

 
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