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2.Waldzithersymposium 

Bericht von Martina Rosenberger

Workshops

Nachdem für die Waldzither immer noch keine echte Auswahl an fundierten modernen Lehrbüchern verfügbar ist, konnte jeder nach seinen Möglichkeiten in den Workshops seine eigene Experimentierfreude mit Anregungen anfüttern
Fundierte Fingertechnik für Anfänger zeigte Willi Schampera nach Notenbeispielen früherer Waldzitherschulen, Grundfragen zum Instrument beantworteten Martina Rosenberger und Andreas Meyer.
Seine rhythmische Schlag und Stopp-Techniken vermittelte Joachim Rosenbrück und Jean-Pierre van den Boom den Zugang zu Blue-Grass-Picking.
Zur aktiven Nutzung von Musik-DVDs als Schulungsquelle motivierte Dr. Uli Otto.
Auch die beiden Kurse von Doc Rossi wurden gut angenommen, der sowohl die historischen Hintergründe der English Guittar erläuterte, als auch die Besonderheiten in der Fingeranschlagstechnik der rechten Hand anschaulich machte. Neben der für Gitarristen ungewohnten Lautenistenhaltung der Finger parallel zu den Seiten und dem „streichelnden“ Anschlag der Fingerkuppen nutzt Doc Rossi den so genannten „Harfeneffekt“, ein deutlich längeres Nachklingen der Töne, indem er die linke Hand überwiegend in der zweiten Lage einsetzt.

Schulen/Lehrwerke

Die Bestrebungen um eine adäquate Waldzitherschule gehen im Wesentlichen drei Wege:

Ehrhardt Buscher hat eine Grifftabelle erarbeitet, die die wichtigsten Akkorde veranschaulicht und in Kürze auf dieser Seite abrufbar sein wird.

Andreas Meyer wird seinem Konzept treu bleiben, einen fundierten Einstieg für Anfänger zu schaffen.

Joachim Rosenbrück schreibt mittlerweile offiziell Stücke für die Thüringer Musikschulen, die das Instrument in ihr Unterrichtsprogramm zurückholen.

Die teilnehmenden Musiklehrer vom Verband deutscher Musikschulen zeigten sich begeistert und stiegen voll in den musikalischen Austausch ein.

Instrumentenbau

Der Nachwuchs für den Bau der speziellen Thüringer Waldzither ist dank einem einwöchigen Baukurs unter der Leitung von Hilmar Günter gesichert. In der Werkstatt von Geigenbaumeister Burkard Göllner in Meiningen nahmen neben der Thüringer Gitarrenbaumeisterin Steffi Thoss auch zwei Auszubildende der Berufsfachschule Markneukirchen an dem Kurs teil und opferten dafür extra ihre Herbstferien. Die Schulleitung war mit Werkzeug und Materialbeschaffung eine große Hilfe, Christian Sandner stand ebenfalls organisatorisch zur Seite, ein Teil an Holz wurde unterstützend von der Fachhochschule für Instrumentenbau beigesteuert.
Grundkenntnisse der traditionellen Bauform sind somit erfolgreich gesichert.
Zukunftsorientiert ist das Projekt von Steffen Milbrandt ausgelegt, mit Fördermitteln des Bundesministeriums für Forschung und Bildung eine neue Waldzitherfamilie zu konstruieren.
Die Prototypen wurden auf dem Symposium in einer ausgewählten Runde sorgfältig getestet und beurteilt, die Ergebnisse gehen in weitere bauliche Verbesserungen ein.
Die wichtigsten Veränderungen sind:
- Eine neuartige Deckenkonstruktion, die dem teilweise zerstörerischen Saitendruck besser standhalten soll.
- Generelle Verfügbarkeit von Mechaniken und Saiten, die bewusst aus den heute standardisierten Zulieferteilen und Saitenprogrammen entnommen wurden.
Damit soll die Abhängigkeit von heute nicht mehr lieferbaren Spezialmechaniken und –saiten aufgehoben werden.


Konzert:

Das musikalische Niveau ist seit dem ersten Symposium vor zwei Jahren deutlich gestiegen, obwohl bereits vor zwei Jahren die Vielfalt der Ausdrucksmöglichkeiten beeindruckte.
Offenbar haben die Impulse vom letzten Mal stark zur Weiterentwicklung motiviert, die hohe musikalische Kompetenz der Teilnehmer führte wieder zu spontanen und geplanten Gruppenbildungen fürs Konzert.
Das Klangspektrum enthielt viele Eigenkompositionen von Folkrock über Minnesang und Liedermacherkunst, selbst ein kleines Lied der zehnjährigen Sophia entstammte ihrer eigenen Feder und wurde mit viel Beifall belohnt.
Die Bandbreite zwischen der „kinderleichten“ Waldzither und höfisch virtuoser Musik des 18. Jahrhunderts rundeten das Bild der Möglichkeiten eindrucksvoll ab.


Medieninteresse:

Die ZDF-„Aspekte“-Redaktion und das „Thüringen-Journal“(MDR) waren mit Kamerateams vor Ort. Leider waren beide jeweils 60 Sekunden dauernden Spots eher dazu geeignet, die beliebtesten Irrtümer (siehe unten) bezüglich der Waldzither noch zu vertiefen. Die recht humoristische Betrachtungsweise wurde dem durchaus ernsten Hintergrund des Symposiums nicht ganz gerecht.

Namensgebung:

Das Wort „Waldzither“ ist immer noch missverständlich für viele und entlockt manchem eher ein Schmunzeln. Selbst für einen inhaltlich fundierten längeren Artikel in der Thüringer Presse mussten Martina und Sophia Rosenberger eine halbe Stunde mit Instrument im Wald herumklettern, um einen „passenden“ optischen Aufhänger zu liefern.
Anregungen für einen zeitgemäßen Namen des Instruments sind erwünscht und sinnvoll!
Im Gespräch sind „Halszither“, was den Unterschied zur Tischzither ausdrückt, phonetisch aber immer noch eine komplizierte „sz“ Kombination enthält.
Auf europäischer Ebene ist die instrumentenbauliche Fachbezeichnung „Zister“ längst Standard, im Deutschen bleibt auch hier eine etwas unbefriedigende, i-lastige Ähnlichkeit zur krankhaften „Ziste“.
„German Bouzouki“ ist musikhistorisch ein Kunstwort, denn die so genannte „Irish Bouzouki“ ist eine Erfindung der 1960er Jahre, hat keine historischen Wurzeln und weist auch zur griechischen Bouzouki keine authentische Beziehung auf.
Dennoch ist dieser Begriff einem unwissenden Publikum leichter verständlich als fachlich notwendige Erklärungen historischer Zusammenhänge.
In früheren Jahrhunderten war man lange nicht so vorbelastet mit sachlich korrekter Namensgebung, sonst hätte es die Begriffe „English Guittar“ oder „Portugiesische Gitarre“ nie gegeben.
Auch die „Walddoline“ ist in Wirklichkeit eine damals werbewirksame Namensfindung von C. H. Böhm für eine von ihm produzierte Flachmandoline, weil damals der Begriff „Wald“ mit positivem Lebensgefühl besetzt war.


Beliebte Irrtümer:

Waldzitherspieler sitzen im Wald: eher selten, noch seltener auf Bäumen…………….

Die Waldzither ist ein Senioreninstrument: Wer heute als Senior noch lebendig darauf spielt, tut das meist seit seiner Jugend. Zu seiner Blütezeit in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts lernten überwiegend Kinder mit Hilfe der Waldzither jederzeit und überall Musik zu machen.

Waldzithermusik ist alpin-volkstümlich: die Wurzeln der Waldzither liegen ebenso weit zurück wie die der Drehleier und der Sackpfeife. Damit bewegt sie sich in einer sehr breiten europäischen Musikverwandtschaft, die musikalisch weit gefächert ist.

Waldzitherspieler sind rückwärts gerichtete Traditionalisten: das Instrument bietet hauptsächlich fortschrittlichen und experimentierfreudigen Musiker klanglich überzeugende Spielmöglichkeiten. Gerade kreative Leute können sich und ihre Vorlieben damit frei umsetzen.

Die Waldzither ist bühnentechnisch nicht einsetzbar: beim Bau neuer Instrumente ist ein Tonabnehmer jederzeit integrierbar, auch akustische Verstärkung über Mikrofon funktioniert.

Das spielt man doch im „dritten Mann“: Das „Harry Lime“-Thema hat seinen Komponisten fast um den Verstand gebracht, weil er auf seiner Tischzither fortan täglich nur noch das spielen sollte. Man könnte aber das Stück auch auf der Waldzither spielen, ob nun aus satirischen oder populären Gründen………..

 

 

 
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