|
„German Bouzouki“ - so wird in Irland die Thüringer
Waldzither genannt. Dies und vieles mehr konnte man während des Dritten
Waldzithersymposiums erfahren. Es fand in der Zeit vom 2. bis 4. November
statt. Organisiert wurde das Festival - wie auch frühere - von Martina
Rosenberger, einer Goldschmiedemeisterin, Waldzitherspielerin und Buchautorin
aus Krumbach in Bayern. Gleich bei der Vorstellung der etwa 50 Teilnehmer
am Freitagabend gab es eine Überraschung, nämlich von wo sie
überall herkamen, d. h. wo es bereits existierende Zister-Spielgruppen
gibt: sie kamen aus der Schweiz, dem Saarland, dem Ruhrgebiet, aus Hamburg,
dem Harz, aus Bayern und natürlich aus Sachsen und Thüringen.
Doc Rossi vertrat alle Länder, in denen er gelebt und als Künstler
gespielt hat: Italien, Frankreich, Portugal, Irland und die USA, wo er
aufgewachsen ist.
Nach den Berichten von Martina Rosenberger über das Internationale
Zisternforum 2007 in Coimbra/ Portugal gab es die nächste Überraschung,
nämlich wie viele verschieden fünf-und mehrchörige Zistern
die Anwesenden mitgebracht hatten und heute wieder spielen: Guitarra Portuguesa,
English Guittar, Thüringer Waldzither, Hamburger Cithrinchen, Schweizer
Halszither, Böhms Walddoline, Wartburglaute, Bouzouki und historische
Zistern (Wolfgang Meyer). Dabei kommt der vierchörigen Harzzither
besondere Bedeutung zu. Allein in Wernigerode gibt es drei Spielkreise.
Übrigens fand die Thüringer Waldzither, gespielt von Martina
Rosenberger, in Coimbra große Beachtung. Beim freien Spielen der
Teilnehmer am Freitagabend gab es dann die dritte Überraschung, nämlich
wie viele aktive Gruppen anwesend waren: Waldzitherschüler (Kinder,
etwa 12-jährig) der Klasse von Kerstin Mucha der städtischen
Musikschule Suhl, die Waldolinos, Saitensprüng Kriens aus der Schweiz,
Midlifecrisis, Ludmillus der Barde, duo-janna, caravan, cantus delicti,
Bergfolk.
Am Samstag begann das Programm mit Martina Rosenbergers Übungen auf
der Thüringer Waldzither in C-Dur Stimmung. Es ging um Liedmelodien
auf den Leersaiten und mit einfachen Melodien für Anfänger,
die sogar Kinder sofort mitspielen konnten. Anschließend gab Carl-Matthias
Scheel (Ludmillus der Barde) Ratschläge für die Liedbegleitung.
Die Teilnehmer wurden eingeladen mit Finger- oder Plektrum-Anschlag Akkorde
in C-Dur und G-Dur mitzuspielen. Es ergaben sich gitarrenartige Effekte.
Das Programm wurde am Samstag kurz unterbrochen für Fernsehaufnahmen
des MDR Thüringen. Es ging weiter mit einer konzertanten Präsentation
der Waldzither und English Guittar von Doc Rossi. Er spielte virtuos irische
Volksmusik. Am Samstagnachmittag stellte Joachim Rosenbrück eine
neue Schule für die Waldzither in C-Dur Stimmung vor. Er hat sie
im Auftrag des Landesverbandes der Musikschulen in Thüringen geschrieben,
und zwar - wie er sagte - für Kinder. Da seit 1920 keine Schule mehr
erschienen ist, füllt sein Werk eine Lücke. Der Textteil enthält
kurze Informationen zur Geschichte, zu verschiedenen Waldzithertypen (Hamburger
und Thüringer Zither), Stimmung, Haltung, Griffschrift, Tabulatur
und Notenschrift. Der Anschlag mit den Fingern und dem Plektrum wird gezeigt.
Die Spielstücke in Doppelnotation (Tabulatur und Noten) stellen eine
gelungene Auswahl an traditionellen und modernen Weisen dar. Schade -
Liedtexte fehlen.
Ein DVD- Film über die Instrumentensammlung von Dr. Bernd H.J. Eichler,
Berlin, machte durch seinen Vortrag im Film die Übergänge zwischen
Waldzithern aller Typen, Mandola und Flachmandolinen deutlich. Die Sammlung
befindet sich heute im Gebäude der „Hochschule für Musik
Saar“ in Saarbrücken.
Über Instrumentenbau referierte Herbert Dittrich (AK Cittern-Association).
Er berichtete über Schwierigkeiten, Tropenhölzer (z. Bsp. Palisander)
durch einheimische Hölzer zu ersetzen. Als Beispiel stellte er Holzproben
der Elsbeere vor. Ein anderer Instrumentenbauer - Tobias Kaul - hatte
Ideen für ein Instrument mit doppelter Decke, aber ohne Schall-Loch.
Der Höhepunkt des Symposiums war das Konzert der Teilnehmer am Samstagabend.
Es begann mit den Waldzitherkindern. Doc Rossi spielte eine Sonate des
Lautenisten Rudolf Straube (1746) und alle Gruppen, die oben genannt wurden,
traten auf. Es erklang Musik des Mittelalters (in Kostümen), Barock,
plattdeutsche Lieder, ein portugiesischer Fado und viel irische Folkmusik.
Das Konzert war so bunt wie die Musik für Zister war und ist.
Am Sonntagmorgen unterrichtete Doc Rossi „Alternate Tunings for
Waldzither“ als Workshop. Er führte zehn verschiedene Stimmungen
vor. Die Teilnehmer konnten der Präsentation gut an Hand der ausgeteilten
Noten- und Tabulaturbeispiele folgen. Der Grund für andere Stimmungen
ist, dass dadurch rasante Kombinationen von Aufschlägen, Abzügen
und „slides“ möglich sind. Alle vorgespielten Beispiele
sind schöne Musik und auf einer CD erhältlich.
Bei der Verabschiedung am Sonntag war großes Lob für Martina
Rosenberger fällig, da sie allein die Organisation in der Hand hatte.
Einen Dachverband, Verein oder Gesellschaft haben die Zister-Freunde nicht.
Dr. Gregory Rossi (genannt Doc Rossi) wäre als Künstler und
Wissenschaftler sicher auch ein großer Gewinn für eines der
nächsten Festivals der Lautengesellschaft. Wolfgang Meyer hat von
ihm erfahren können, dass er daran durchaus interessiert ist.
veröffentlicht im Heft 4/ 2007 der „LAUTEN-INFO“
Mit freundlicher Genehmigung der deutschen Lautengesellschaft
|
|
|